Rettungshundearbeit
Menschen werden vermisst. Sie sind nicht am vereinbarten oder gewohnten Aufenthaltsort. Oftmals sind es verwirrte und orientierungslose, an Alzheimer und Demenz erkrankte Personen, suizidal veranlagte Menschen, Kinder, die sich verlaufen haben oder auch Wanderer, die nicht am Zielort angekommen sind. In solchen Fällen wird unsere Rettungshundestaffel von der Polizei zum Such-Einsatz angefordert.
Hunde sind dank ihres hervorragenden Geruchssinnes in der Lage, in kurzer Zeit auch unübersichtliches und unwegsames Gelände nach menschlicher Witterung abzusuchen. Diese Fähigkeit nutzen wir, um mit unseren Hunden nach vermissten Personen in Notsituationen zu suchen und diese zu retten. Bei einer Suche ist ein gut ausgebildeter Rettungshund schneller und kann in der Fläche eine Menschenkette von ca. 50 Personen ersetzen. Die Arbeit in der Rettungshundestaffel verlangt nicht nur dem Suchhund einiges ab. Unsere Hundeführer engagieren sich in ihrer Freizeit beim intensiven wöchentlichen Training und bilden sich regelmäßig fort.
Ausbildung
Bereits im Welpenalter kann mit der Ausbildung des Hundes spielerisch begonnen werden. Aber auch Hunde bis ca. drei Jahre können noch einsteigen. Die Ausbildung dauert ca. zwei Jahre. Am Anfang steht ein Eignungstest, der als Basis für die späteren Rettungshunde-Prüfungen gilt. Ein Rettungshund muss gesund und leistungsfähig sein. Ein gutes Sozialverhalten gegenüber Menschen und Artgenossen ist Voraussetzung. Da wir ausschließlich mit positiver Verstärkung (Lernen am Erfolg) arbeiten, muss der Hund gut mit Futter oder Spiel motivierbar sein. Die Ausbildung umfasst neben der Suche im Gelände und auf Trümmer auch Gehorsam und Gerätetraining. Auch der Hundeführer muss in dieser Zeit viel lernen: Seine Ausbildung umfasst z.B. eine Sanitätsdienstausbildung, Karten- und Kompasskunde, Einsatztaktik, Trümmerkunde, Erste Hilfe am Hund sowie Kynologie.
Anforderungen an den Menschen
Die meisten Interessenten fragen uns: "Ist mein Hund für die Rettungshundearbeit geeignet?" Doch bevor man sich darüber Gedanken macht, sollten die folgenden Fragen überwiegend mit einem deutlichen "JA" beantwortet werden:
- Habe ICH ausreichend Zeit, um möglichst regelmäßig an Trainings, Ausbildungs- und anderen Veranstaltungen der Staffel teilnehmen zu können?
- Bin ICH bereit einzusehen, dass ich viel mehr lernen muss als mein Hund - und dass vieles davon überhaupt nichts mit Hunden zu tun hat (z.B. Erste Hilfe, Funken oder der Umgang mit Karte und Kompass)?
- Gibt mir meine Familie so viel Freiraum, dass ich regelmäßig am Ausbildungsbetrieb teilnehmen kann?
- Bin ich bereit und finanziell in der Lage, die Kosten für die erforderlich werdende persönliche Ausrüstung (Schuhe, Lampe, Kompass, wetterfeste Bekleidung, usw.) aufzubringen? (Dienstkleidung wird vom DRK gestellt!)
- Sind wir beide, mein Hund und ich, gesund und körperlich fit genug, um uns auch abseits ebener, asphaltierter Wege, im Gelände oder auf Trümmerbergen bewegen zu können?
- Bin ich bereit, wenn wir (mein Hund und ich) eines Tages fertig ausgebildet sind, bei Bedarf auch in den Einsatz zu gehen?
- Ist mir klar, dass sowohl das Training als auch ein Einsatz für mich und auch für meinen Hund unter Umständen nicht ganz ungefährlich sein können?
- Bin ich psychisch ausreichend stabil, um das zu ertragen, was manchmal mit Unglücksfällen, bei denen Menschen zu Schaden kommen, verbunden ist?
- Macht es mir nichts aus, dass Einsätze häufig dann erforderlich werden, wenn es gerade gar nicht passt - z. B. an Heiligabend oder mitten in einer Familienfeier?
- Bin ich bereit, auch im Winter bei Minusgraden nachts im dunklen Wald mit der Taschenlampe durch das Gestrüpp zu stolpern?
- Habe ich eine Ahnung davon, wie es wohl ist, wenn nach stundenlanger Suche im strömenden Regen das einzig Trockene an mir mein Humor ist?
- Bin ich bereit, auch mit anderen Hunden zu arbeiten, das "Opfer" zu spielen und längere Zeit gemeinsam mit Spinnen und anderen Krabbeltieren in feuchten, kalten Erdlöchern oder in dunklen Kellern zu hocken?
- Ist mir klar, dass ich mit meinem Hund - zusätzlich zu der gemeinsamen Arbeit in der Staffel - ständig auch privat arbeiten muss?
- Ist mir bekannt, dass es in der Rettungshunde-Szene weder Pokale noch Honorare oder Gagen gibt, und dass die spektakulären Katastropheneinsätze, über die in den Medien berichtet wird - z.B. nach Erdbeben - für die große Mehrzahl der Rettungshundeführer eher die Ausnahme sind? Ein Dank der Betroffenen oder der Angehörigen bleibt - wie für alle Rettungskräfte - auch für die Rettungshundestaffel eine seltene Ausnahme!
Anforderungen an den Hund
- Optimal sind die mittleren Größen, denn es kann während der Ausbildung oder im Einsatz mitunter vorkommen, dass der Hundeführer seinen Hund heben oder tragen muss. (Tragen ist auch ein Bestandteil der Rettungshundeprüfung)
- Es ist wichtig, dass der Hund gesund ist.
- Optimalerweise verfügt der Hund über einen großen Spiel- bzw. Futtertrieb, da wir mit sehr viel positiver Bestätigung arbeiten und den Hund mit Futter oder ausgelassenem Spiel belohnen.
- Er sollte sich freundlich gegenüber Mensch und Tier verhalten - selbstverständlich auch seinen Artgenossen gegenüber.
- Von Vorteil ist eine gewisse Ruhe und Gelassenheit, auch in ungewöhnlichen Situationen.
- Er sollte belastbar und ausdauernd sein, da er in der Suche längere Strecken zurücklegen muss.
- Günstig ist es, mit der Ausbildung beim jungen Hund zu beginnen, selbst mit Welpen kann man schon spielerisch arbeiten. Aber auch erwachsene Hunde kann man noch erfolgreich ausbilden, besonders, wenn mit ihnen schon - z.B. im Hundesport - gearbeitet wurde.
- Er sollte aber nicht älter als drei Jahre sein, da die Ausbildung ca. zwei bis drei Jahre dauert. In der Prüfungsordnung ist festgelegt, dass der Hund bei seiner ersten Prüfung nicht älter als sechs Jahre sein darf.
- Passionierte Jäger, für die das Hetzen von Hasen und Rehen das Größte ist, aber auch leidenschaftliche Mäusefänger sollten sich anderweitig orientieren!