Hoher Spaßfaktor: Hunde erfreuen Senioren in Rastatt
Der DRK-Ortsverein Rastatt hat seinen Hundebesuchsdienst weiter ausgedehnt. Künftig sorgen die Hunde auch in der Tagespflegeeinrichtung des Seniorenzentrums an der Murg für Abwechslung. Weitere Helfer werden gesucht.
Hannelore Olschimke sitzt erwartungsvoll auf ihrem Stuhl. Gleich erlebt sie eine Premiere in den Räumen der Tagespflege des DRK-Seniorenzentrums an der Murg.Hannelore Olschimke sitzt erwartungsvoll auf ihrem Stuhl. Gleich erlebt sie eine Premiere in den Räumen der Tagespflege des DRK-Seniorenzentrums an der Murg.
Über ein Dutzend Seniorinnen warten im Kreis. Dann stürmen sie geradezu mit Feuereifer herein: Lissy, Lilly, Becky und Julie – allesamt eher klein gewachsene Hunde, die ordentlich für Wirbel sorgen.
Hannelore Olschimke blickt indessen mit der Routine einer erfahrenen Hundebesitzerin auf das amüsante Geschehen „Ich habe selbst einen Yorkshire Terrier zu Hause“, sagt sie und ergänzt: „Ich finde es toll, dass die Hunde uns hier besuchen, das sorgt doch für Abwechslung und Unterhaltung.“
Kleine Häppchen und großer Hunger
Genau das ist auch das Ziel von Angela Ledwina. Sie leitet seit elf Jahren in der Nachfolge von Annegret Klimek den ehrenamtlichen Hundebesuchsdienst des DRK-Ortsvereins.
Bislang hatte sich dieses Angebot nur auf die Räume des Martha-Jäger-Hauses beschränkt. Nun wird der Dienst auf Anregung von DRK-Kreisgeschäftsführer Stefan Leiber-Pfeffinger noch ausgebaut und auch in der Tagespflegeeinrichtung des Seniorenzentrums an der Murg angeboten. „An jedem dritten Montag im Monat sind wir hier“, sagt Ledwina. Fast alle der 16 Tagesgäste lassen sich diese Begegnung der besonderen Art nicht entgehen, wobei viele aus ihrer häuslichen Umgebung schon mit Hunden vertraut sind.
Dabei haben die kleinen Racker durchaus schon einiges erlebt, kamen zu ihren Besitzerinnen über Tierschutzvereine und stammen unter anderem aus Kreta oder der Ukraine.
Aber egal, ob Havaneser-Mischling, Chihuahua oder Rehpinscher – sie alle eint das ganz offensichtlich unstillbare Verlangen, die kredenzten, kleinen Häppchen zu sich zu nehmen. Amadea Walter etwa hat das in winzige Stückchen geschnittene getrocknete Hähnchenfleisch mitgebracht. Nicht nur Becky und Julie lauern begierig darauf, bis der Hundesnack verteilt wird.
Vorbehalte werden schnell abgebaut
Jede der älteren Damen darf die mitgebrachten Leckerli selbst verabreichen. Alleine diese Aufgabe garantiert, dass sich die Gesichtszüge entspannen, ein breites Lächeln die Mundwinkel umspielt. Und nicht nur das.
„Es ist auch ein besonderes Gefühl, in das Fell der Hunde hineingreifen zu können“, weiß Ledwina um die dadurch erzeugte Wirkung, die nicht zuletzt auch bei Menschen, die einen Schlaganfall hinter sich haben, nachhaltige Reaktionen auslöse: „Das wirkt auch beruhigend“, sagt sie. Und: „Die Leute haben ebenso ihren Spaß wie die Hunde“, weiß Amadea Walter, die seit zwei Jahren aktives Mitglied beim Hundebesuchsdienst ist.
Eine Ausbildung müssen die Hunde hier nicht mitmachen.
Angela Ledwina, Leiterin des Hundebesuchsdienstes
Tatsächlich kann es für die possierlichen Vierbeiner, die während ihres gesamten Aufenthaltes in der Tagespflege keinen Laut von sich geben, gar nicht schnell genug gehen, bis die Leckerli zu erhaschen sind. Kleine Auseinandersetzungen darum, wer an der Futterquelle die Nase vorne hat sorgen bei den Seniorinnen zusätzlich für Erheiterung.
„Nein, eine Ausbildung müssen die Hunde nicht mitmachen, um hier dabei sein zu können“, betont Ledwina. Einzige Voraussetzung: Sie müssen verträglich sein und sich auch gut mit anderen Hunden verstehen. Manche von ihnen tragen dabei gar einen schicken kleinen Schal mit ihrem Namen und einem Roten Kreuz darauf, um zu verdeutlichen, dass sie im Dienste des DRKs unterwegs sind.
Wenn neue – sehr willkommene – Teilnehmer den Besuchsdienst mit ihren Hunden erweitern wollen, sei es vor allem wichtig, Verständnis für ältere Menschen aufzubringen, betont Ledwina. Dass derzeit ausschließlich Frauchen ihre Vierbeiner in die Tagespflegeeinrichtung begleiten, sieht sie eher als Zufall: „Natürlich sind auch Herrchen gerne gesehen.“
Und wenn jemand vielleicht Vorbehalte gegenüber Hunden hat? Marlies Voppichler, die mit ihrem Dackelmischling Lilly zu den Stammgästen zählt, wenn Senioren besucht werden, weiß aus ihrer Erfahrung: „Nach einer Stunde haben sie ihn auf dem Schoß.“
Wenn die Hunde nach Hause kommen, sind sie total kaputt.
Angela Ledwina, Leiterin des Hundebesuchsdienstes
Allmählich sind dann auch die letzten Wursthäppchen vertilgt. Und es zeichnet sich klar ab: Nach dem anfänglichen fulminanten Gewusel kehrt langsam Ruhe ein, erst recht, wenn offenbar der große Hunger gestillt ist.
Angela Ledwina hat die Erklärung: „Wenn die Hunde nach Hause kommen, sind sie total kaputt.“
Anneliese Jülg, die Leiterin der Tagespflegeeinrichtung in der Augustastraße, freut sich derweil schon auf den nächsten Hundebesuch. Für Abwechslung aber ist auch sonst gesorgt – sei es bei Gymnastik, beim Kuchenbacken, beim Gedächtnistraining oder bei Ballspielen. Für Jülg ist klar: „Langweilig wird es bei uns nie.“